Darf es noch ein wenig mehr sein? Andrea Orcel (59) würde die Frage sicher und sofort mit Ja beantworten. Der Chef der italienischen Großbank Unicredit hatte schon Ende vergangenen Jahres mehr Gehalt von seinem Arbeitgeber eingefordert. Diesem Wunsch will die Bank nun nachkommen und schlägt vor, sein Fixgehalt um rund 30 Prozent auf 3,25 Millionen Euro aufzustocken, schreiben Bloomberg und die "Financial Times" . Dabei zählte der Italiener im vergangenen Jahr mit Vorstandsbezügen von 7,5 Millionen Euro bereits zu den bestbezahlten Bankern in Europa.
Orcel könnte damit im laufenden Jahr mit möglichen Bonuszahlungen 9,75 Millionen Euro einstreichen, sollte die Bank 2023 ihre Ziele übertreffen. Der "Cristiano Ronaldo des Bankings", wie Orcel schon mal bezeichnet wird, kann zweifelsohne auf eine bedeutende Erfolgsbilanz verweisen. Der Top-Investmentbanker hatte im April 2021 Jean Pierre Mustier (62) an der Spitze der Bank abgelöst, seitdem Geschäftsbereiche abgestoßen, nicht zum Kerngeschäft zählende Arbeitsplätze abgebaut, auf lukrativere Produkte gesetzt und die Unicredit auf Rendite getrimmt.
Das zeigt Wirkung: Im vergangenen Jahr erzielte die Mailänder Bank mit 5,2 Milliarden Euro den höchsten Nettogewinn seit mehr als zehn Jahren. Der Aktienkurs kletterte in den zurückliegenden 12 Monaten unter seiner Führung um rund 80 Prozent, seit Amtsantritt sind es mehr als 100 Prozent. Und die Aktionäre sollen weiter profitieren: Im laufenden Jahr will die Bank mehr als fünf Milliarden Euro in Form von Aktienrückkäufen an die Anteilseigner ausschütten.
Die Entlohnung des Ausnahmebankers ist indes schon länger Gegenstand von Debatten. Als Orcel für das vergangene Jahr einen Bonus von fünf Millionen Euro erhielt, hatten sich die Aktionärsberater von Glass Lewis dagegen ausgesprochen. Und schon vor zwei Jahren war Orcels Gehaltspaket bei 42,7 Prozent Gegenstimmen der Aktionäre nur knapp angenommen worden.
Orcels Vergütung ist nicht unumstritten
Auch die aktuelle Gehaltserhöhung erweist sich als heikles Thema. Als vor wenigen Wochen Berichte über Gespräche auf Vorstandsebene zu Orcels Gehaltswünschen veröffentlicht wurden, mutmaßte die Bank eine undichte Stelle im Management. Die Leaking-Vorwürfe richteten sich gegen Verwaltungsratsmitglied Jayne-Anne Gadhia (61), die zugleich Vorsitzende des Vergütungsausschusses und damit für die Überwachung der Vergütung von Führungskräften zuständig war. Obwohl die Anschuldigungen gegen Gadhia schließlich zurückgezogen wurden, wie die "Financial Times" berichtete, entschied sich die Managerin zu gehen. Sie fühlte sich durch die Vorwürfe in ihrer Rolle "unhaltbar" und sei deshalb, "aus Prinzip" zurückgetreten.
Ob der Vorfall Orcel nachhaltig anficht, ist wenig wahrscheinlich. Wenn es um das eigene Salär geht, ist der Banker kein Kind von Traurigkeit und erwies sich bereits auch in dieser Frage als durchsetzungsstark: So musste die spanische Großbank Santander mit Verwaltungsratschefin Ana Botin (62) an der Spitze Orcel nach einem Streit um ein zurückgezogenes Angebot für den CEO-Posten der Bank mit rund 43 Millionen Euro entschädigen.
Die Vergütung für Botin indes belief sich im vergangenen Jahr auf rund 11 Millionen Euro, wie die Bank am Mittwoch mitteilte. Ein aktueller Vergütungsbericht der Deutschen Bank liegt noch nicht vor. Vorstandschef Christian Sewing (52) zählte allerdings schon im Jahr 2021 mit rund 8,8 Millionen Euro zu den bestbezahlten Bank-Chefs in Europa. Bliebe es dabei, könnte Orcel ihn womöglich bald überholen.
Author: Trevor Peters
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