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Banken
Nach dem «Bailout light»: Die Credit Suisse darf mit der angeschlagenen Führung nun nicht einfach so weitermachen
Die Nationalbank muss der Credit Suisse die Rettungsleine zuwerfen. Doch für die Führung der CS scheint alles «courant normal». Die Wahrheit ist eine andere.
16.03.2023 10:41
Von Daniel Hügli
Es waren tektonische Verschiebungen am Mittwoch an den Märkten: Aktienkurs der Credit Suisse (CS) am Kollabieren, Notierungen von CS-Obligationen mit Rekordverlusten, Ausfallwahrscheinlichkeit bei den Kreditversicherungen fast 50 Prozent. Es wurde im Verlauf des Tages immer klarer: Das konnte so nicht weitergehen.
Die Schweizerische Nationalbank muss wieder einspringen. Sie stellt der Credit Suisse bis zu 50 Milliarden Franken an Darlehen zur Verfügung, um möglicherweise noch schlimmere Zeiten überleben zu können. Man kann es vorerst ein "Bailout light" für die zweitgrösste Schweizer Bank nennen. Ob das reicht, die Investoren und die Kunden zu beruhigen, wird sich erst weisen müssen.
Doch was macht die Credit Suisse? Die Massnahmen zeigten entschlossene Taten zur Stärkung der Bank, "während wir unsere strategische Transformation fortsetzen, um unseren Kunden und anderen Interessengruppen Mehrwert zu bieten", wird CEO Ulrich Körner in der Mitteilung zitiert, die letzte Nacht um 01:46 Uhr versendet wurde. Auch die restliche Medienmitteilung liest man mit einem Unterton, als sei kaum etwas geschehen. Kurz wird ein Dank an die SNB und die Finma nachgeschoben für die "Unterstützung".
Die Wahrheit ist: Die Credit Suisse musste bei der SNB und der Finma am Mittwoch betteln gehen - um ein Zeichen öffentlicher Unterstützung, wie die "Financial Times" schrieb. Für einen Führungsmann wie Ulrich Körner muss das die grösste Demütigung seiner Berufskarriere gewesen sein.
Die Führungscrew der Credit Suisse will nun, ganz offensichtlich, den Verlust der eigenen Glaubwürdigkeit überspielen. Körner, der nach dem Stellenantritt viel zu lange mit der Kommunikation nach aussen zugewartet hatte, erreichte mit seinen wiederholten Aussagen von genügend vorhandener Liquidität und grossem Kapitalpuffer die Märkte nicht.
Dasselbe gilt für Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann. Noch am Mittwochmorgen behauptete er, Staatshilfe für die Bank "kein Thema". Nun ist es nicht die Eidgenossenschaft, aber immerhin die SNB, welche der CS notfallmässig unter die Arme greifen muss. Lehmann steht nun da wie ein begossener Pudel.
Lehmann und Körner gehen angeschlagen aus diesen Chaos-Tagen der Credit Suisse heraus. Die beiden Führungskräfte werden die Zügel über die Bank nach dem SNB-Schritt sowieso nicht mehr alleine in der Hand haben. Die Finma stehe "in sehr engem Kontakt mit der Bank" und verfüge über sämtliche aufsichtsrechtlich relevanten Informationen, heisst es in der Medienmitteilung der SNB vom Mittwochabend.
Das CS-Topmanagement darf nicht mehr völlig unbeaufsichtigt an der Transformation weiterarbeiten wie bisher. Es steht zu viel auf dem Spiel. Die nebulöse Strategie im Investment Banking muss endlich geklärt werden. Und mit dem Quasi-Bailout haben die Credit Suisse, die SNB und die Finma eine erhöhte Transparenzpflicht gegenüber einer in der Schweiz höchst sensibilisierten Öffentlichkeit.
Author: Jessica Johnson
Last Updated: 1702519803
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