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Das Liechtensteiner Volksblatt berichtet über eine Liquidation nach 145 Jahren


Das Aus nach 145 Jahren: Liechtensteins älteste Tageszeitung steht vor der Liquidation

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Peter Freiherr von Liechtenstein

Das «Liechtensteiner Volksblatt» sieht keine wirtschaftliche Basis mehr für eine Weiterführung.

Rückläufige Werbeeinnahmen und sinkende Zahlen bei den Print-Abonnenten: Die Rahmenbedingungen für gedruckte Zeitungen verschlechtern sich weiter.

Dass in Liechtenstein mit nur 40 000 Einwohnern zwei Tageszeitungen erscheinen, sorgte immer wieder für Erstaunen bei ausländischen Besuchern. Damit könnte es bald vorbei sein. Das «Liechtensteiner Volksblatt», die 1878 gegründete und damit älteste Zeitung des Landes, hat am Dienstag angekündigt, ihren Betrieb auf Ende Februar einzustellen.

Der Verwaltungsrat hat einen entsprechenden Antrag an die Generalversammlung gestellt, die auf diesen Zeitpunkt einberufen werden soll. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten sich seit einiger Zeit zuungunsten der Zeitung entwickelt, heisst es in einer Mitteilung des Verlags.

Den rückläufigen Werbeeinnahmen und der sinkenden Anzahl verkaufter Print-Abonnemente stehe die weitgehend fehlende Bereitschaft gegenüber, für digitale Nachrichteninhalte zu bezahlen. Ausserdem habe sich die massive Kürzung bei den amtlichen Inseraten zunehmend negativ bemerkbar gemacht – ab Sommer 2023 sollen sie nochmals gekürzt werden.

Trotz intensiven Bemühungen des Verwaltungsrates, das «Volksblatt» weiterzuführen, dem Einbezug externer Spezialisten sowie Kapitalerhöhungen und finanziellen Zuschüssen sei vor diesem Hintergrund ein langfristig wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr möglich, heisst es in einer Mitteilung des Verlags.

Allerdings wird auch ein kleiner Hoffnungsschimmer angedeutet: Es stünden feste Zusagen von Aktionären auf weitere Kapitaleinschüsse vor. Sollte die Generalversammlung dem Antrag des Verwaltungsrates auf Liquidation jedoch zustimmen, werde die letzte Ausgabe des «Volksblatts» in den ersten Märztagen erscheinen – nach stolzen 145 Jahren.

Vorstoss für Rettungsschirm

Die schwierige wirtschaftliche Situation der Printmedien in Liechtenstein ist seit Jahren bekannt. Ohne die direkte Medienförderung des Staates und die indirekte Förderung durch amtliche Kundmachungen hätten beide Tageszeitungen wohl schon vor einiger Zeit ihre Liquidation bekanntgeben müssen.

Dass das «Liechtensteiner Volksblatt» in grosse Bedrängnis geraten ist, blieb den Regierungsparteien, die eng mit den Zeitungen verbunden sind, nicht verborgen. Die Fortschrittliche Bürgerpartei (FBP) reichte im vergangenen Oktober eine parlamentarische Initiative ein, die im Kern darauf zielte, durch eine Erhöhung der staatlichen Medienförderung einen Rettungsschirm für das bedrängte Unternehmen aufzuspannen.

Der Vorstoss, dessen Anliegen die sperrige Bezeichnung «kurzfristige Sicherung journalistischer Strukturen mit langfristiger Perspektive» trägt, soll im Parlament in der Märzsitzung behandelt werden. Ob die Initiative auf der Tagesordnung bleibt, wenn wenige Tage vorher die Liquidation des «Volksblatts» beschlossen wird, ist vorerst offen.

Laut der Initiative soll die Anhebung der Medienförderung auf die drei Geschäftsjahre von 2022 bis 2024 beschränkt bleiben. Das Ziel der Initianten sei es nicht, damit das bestehende Medienförderungssystem zu zementieren, sondern die Erhöhung solle als Überbrückung dienen, bis die schon seit längerem geforderte neue Medienförderung beschlossen werde.

Die Regierung hält die Initiative in formeller Hinsicht für statthaft. Sie gibt allerdings zu bedenken, dass eine Änderung der Efta-Überwachungsbehörde vorgelegt werden müsste, weil es sich bei der bestehenden Medienförderung um eine staatliche Beihilfe handle. Grundsätzlich aber spricht sich auch die Regierung für eine Erhöhung der staatlichen Medienförderung aus. Aufgrund der Kleinheit des Landes sei es nicht möglich, dass Medienunternehmen die für einen demokratischen Staat unerlässliche Medienvielfalt wirtschaftlich erfolgreich gestalten könnten.

Anreiz für neue Medienförderung

Aus diesem Grund hält die Regierung eine Anpassung der Förderung für angebracht, die unter Einbezug der betroffenen Unternehmen vorgenommen werden soll. Hingegen erachtet sie eine befristete Erhöhung der Medienförderung nach dem System der Initiative als nicht zielführend.

Die Initianten dagegen halten das geltende System zur Medienförderung für nicht mehr zeitgemäss. Mit einer befristeten Erhöhung der bisherigen Förderung könnte nach ihrer Meinung jedoch ein Anreiz gesetzt werden, eine neue Medienförderung zu schaffen, die auf «Neutralität, Qualität und Bildung im Journalismus» ausgerichtet wäre.

Eine von der Regierung 2019 bei der Universität Freiburg in Auftrag gegebene Studie stützt eher die Auffassung der Regierung. Die Studie gelangt zum Schluss, es handle sich um ein innovatives Medienförderungsgesetz, das eine konvergente Förderung der Medien unabhängig von der technischen Verbreitungsform erlaube. Die darin enthaltene Förderung von Innovationsprojekten könne durchaus Anreize schaffen, Print- in Online-Publikationen umzuwandeln, was mit tieferen Fixkosten verbunden sei.

Dem Vernehmen nach ist die Variante, eine Umwandlung von Print in Digital vorzunehmen, vom «Volksblatt» geprüft, aber offensichtlich verworfen worden. Die bisherigen Abonnenten sollen nach der allfälligen Liquidation des «Liechtensteiner Volksblatts» nicht ohne Tageszeitung dastehen.

Wie der Verlag mitteilt, ist mit der publizistischen Konkurrenz, dem «Liechtensteiner Vaterland», bereits eine Abmachung getroffen worden. Das «Volksblatt»-Abo soll in ein «Vaterland»-Abo umgewandelt werden. Wer darauf verzichtet, kann den im Voraus bezahlten Betrag zurückfordern.

«Eine Zeitung ist nun einmal Mode»

Die erste Ausgabe des «Liechtensteiner Volksblatts» erschien am 16. August 1878. Die Initiative für die Zeitung ging von Hofkaplan Johannes Fetz aus, der sich zum Ziel gesetzt hatte, die Einwohnerinnen und Einwohner über das Geschehen im Land zu informieren, ohne sich jedoch auf eine Seite des politischen Spektrums zu neigen.

Vor dem «Volksblatt» waren schon zwei andere Publikationen herausgegeben worden, die aber nur eine kurze Lebensdauer hatten: Die «Liechtensteinische Landeszeitung», die zweimal pro Monat erschien, hielt sich von 1863 bis 1868, dann folgte nach einem Unterbruch von fünf Jahren die «Liechtensteinische Wochenzeitung» von 1873 bis 1877.

In der ersten Ausgabe gab Hofkaplan Fetz zu verstehen, weshalb er eine Zeitung für Liechtenstein herausgeben wolle: «Unser kleines Fürstentum macht eine kuriose Ausnahme von allen Herren Ländern ringsherum, wo überall Zeitungen und Blättchen herumfliegen wie ägyptische Heuschreckenschwärme . . . Aber eine Zeitung ist nun einmal Mode.»

Nachdem sich die Vorgängerzeitungen auch in politische Angelegenheiten eingemischt hatten, umriss der Geistliche seine Vorstellungen von einer unpolitischen Publikation: «Unser Volksblatt befasst sich grundsätzlich nicht mit Landespolitik, diese ist Sache der Regierung und des Landtages.» Zuschriften seien willkommen, aber die Mitteilungen müssten sachlich-objektiv abgefasst sein, und es müsse «jede schiefe, gereizte, beleidigende Hindeutung auf Persönlichkeiten streng vermieden» werden.

Bis 1918 erschien das «Volksblatt» wöchentlich, dann folgten mehrere Ausgaben jede Woche, bis 1985 der Schritt zur Tageszeitung vollzogen wurde. Nachdem 1918 in Liechtenstein erste politische Parteien entstanden waren, wandte sich das «Volksblatt» der neugegründeten Fortschrittlichen Bürgerpartei (FBP) zu. Unverändert bis heute, blieb das «Volksblatt» der FBP eng verbunden, faktisch eine Parteizeitung, auch wenn sich die parteipolitischen Bindungen gelockert haben.

Der Presseverein Liechtensteiner Volksblatt, der über Jahrzehnte als Herausgeber aufgetreten war, wurde im Jahr 2006 durch eine Aktiengesellschaft abgelöst: Das Vorarlberger Medienhaus Russmedia, wo das «Volksblatt» seit einigen Jahren gedruckt wird, beteiligte sich als Minderheitsaktionär, während die Mehrheit weiterhin in liechtensteinischem Besitz sein soll.

Günther Meier war von 1984 bis 1999 Chefredaktor des «Liechtensteiner Volksblatts».

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Author: Lisa Walker

Last Updated: 1702468804

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